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Sichere Hebammengeburt

 

Eine kanadische Studie bescheinigt der Hausgeburt mindestens die gleiche Sicherheit wie der Spitalgeburt.

 

Alle geplanten, von Hebammen betreuten Hausgeburten vom 01.01.2000 bis zum 31.12.2004 in British Columbia, Canada (n=2889) wurden verglichen mit allen geplanten, von Hebammen (n=4752) (H-Sp) und von Ärzten (n=5331) betreuten Spitalgeburten im selben Zeitraum. Die Klinikgeburten mussten die gleichen low-risk Kriterien erfüllen wie die vom Hebammenverband Britisch Columbia aufgestellten Kriterien für eine Hausgeburt.

 

Von den geplanten Hausgeburten konnten 2285 (78.8%) auch durchgeführt werden. Bei den geplanten Klinikgeburten mit Hebammen konnten 69.9% durchgeführt werden.

 

Die Interventionsrate der Hausgeburten (HG) war signifikant tiefer, ebenso die (in allen Gruppen seltenen) schweren mütterlichen Komplikationen. So gab es postpartale Blutungen bei 110 Frauen (3.8%) in der HG-Gruppe, bei 285 (6%) in der H-Sp-Gruppe und bei 357 (6.7%) in der Ärzte-Gruppe; Infektionen bei 10 (0.7%) versus 68 (1.4%) bzw. 154 (2.9%); höhergradige Dammrisse bei 34 (1.2%) versus 137 (2.9%) bhzw. 183 (3.4%). Die Sektiorate in der HG-Gruppe lag bei 7.2% versus 10.5% bzw. 11%; die Rate der vaginal-operativen Geburten bei 3% versus 7.2% bzw. 13.8%.

 

Auffällig in der Ärztegruppe ist auch der häufige Einsatz von Wehen fördernden Mittel und Amniotomie (bie ca. 50%) sowie einer PDA bei kanpp 30% gegenüber 8% in der HG-Gruppe, und der Episiotomie (17% versus 3% bei HG).

 

Das perinatale Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko war für Haus- wie Spitalgeburten etwa gleich bzw. etwas tiefer für HG. Dass die Babys nach einer Hausgeburt etwas häufiger postpartal in Spital aufgenommen wurden, mag den Autorinnen zufolge daran liegen, dass bei der häufigsten Indikation Hyperbilirubinämie die Kinder nach einer Klinikgeburt einfach später entlassen werden und somit die Wiederaufnahme seltener ist.

 

„Janssen P. et al: Outcoms of planned home birth with registered midwife versus planned hospital birth with midwife or physician. CMAJ Sept. 2009, 181 (6-7); Österreichische Hebammenzeitung 5/2009; Hebamme, offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes 1/2010“

 

 

Informationen, Studien und Evidenz zum Thema Ausserspitalgeburtshilfe

 

Studien und Forschungen zum Thema zeigen, dass die Hausgeburt für Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaften eine sichere Wahlmöglichkeit darstellt, dies entgegen der bei viele Laien und Fachpersonen verbreiteten Meinung.

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass 70-80% aller Schwangeren bei Geburtsbeginn ein niedriges Risiko haben, ihre Empfehlung lautet:

„Hebammen sind die geeignetsten Anbieterinnen in der Primären Gesundheitsversorgung und sollten mit der Bertreuung der normalen Geburten beauftragt werden.“ (WHO 1996).

 

Die WHO unterstützt Hausgeburten und empfiehlt: „(...) dass eine Frau an dem Ort gebären sollte, an dem sie sich selbst sicher fühlt und gleichzeitig auf der einfachsten Versorgungsstufe, die eine angemessene Betreuung gewährleisten kann“. (FIGO, 1992) Bei Schwangeren mit niedrigem Risiko kann dies zu Hause, in einer kleinen Geburtsklinik, einem Geburtshaus oder auch in der geburtshilflichen Abteilung eines grösseren Krankenhauses sein.“ (WHO 1996).

 

In vielen europäischen Ländern wird die Option für eine Hausgeburt offiziell unterstützt. Das britische Unterhaus hat in1993 einen Bericht zur Betreuung von Schwangeren herausgegeben. Unter anderem wurde die Empfehlung formuliert, dass Frauen in der freien Wahl des Geburtsortes unterstützt werden sollen. In genannten Dokument steht: „Es gibt keine klare Evidenz, die besagt, dass Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaften, die ausserhalb vom Spital gebären, weniger sicher sind als diese Frauen, die im Spital gebären.“ (DOH 1993).

 

In den Niederlanden gibt es ein staatliches Hausgeburtensystem. Mehr als 30% aller Frauen bringen ihre Kinder zu Hause auf die Welt. Eine Untersuchung über die Kindersteblichkeitsrate ergab keinen Zusammenhang zwischen der regionalen Klinikgeburtenrate und der jeweiligen perinatalen Mortalität. Das heisst, dass unterschiedliche Hausgeburtsraten keinen Einfluss auf die Sterblichkeitsrate um die Zeit der Geburt hatten. (Treffers u. Laan.1986) Eine andere Studie verglich das „geburtshilfliche Ergebnis“ der Haus- und Klinikgeburten. Die Ergebnisse legten nahe, dass bei Erstgebärenden mit geringem Schwangerschaftsrisiko die Hausgeburt genauso sicher war wie eine Klinikgeburt. Bei Mehrgebärenden mit niedrigem Risiko fiel das Ergebnis bei den Hausgeburten wesentlich besser aus als bei den Klinikgeburten. (Wiegers et al., 1996) Es gibt keine Hinweise dafür, dass dieses Betreuungssystem für schwangere Frauen durch eine verstärkte Medikalisierung der Geburt verbessert werden könnte. (Buitendijk, 1993).

 

Es gibt manche Studien die zeigen, dass Gebären zu Hause sicher ist und, dass dabei weniger Eingriffe gemacht werden: In der Schweizer Nationalfondstudie „Hausgeburt versus Spitalgeburt“ (Ackermann-Liebrich et al.1993) wurden in Zürich 214 vergleichbare Paare untersucht. Eine Hälfte plante eine Spitalgeburt, die andere eine Hausgeburt. Alle Frauen hatten wenig Risiken. Die AutorInnen: „Die geplanten Hausgeburten beinhalten keine grösseren Risiken für Mutter und Kind als die Geburt im Spital. Die Chance, ohne Eingriffe zu gebären, ist zu Hause grösser“ (Ackermann-Liebrich et al.).

 

Eine weitere Untersuchung hat sechs Studien untersucht, in denen über 24,000 Frauen mit vorwiegend unkomplizierten Schwangerschaften, entweder eine Hausgeburt oder ein Spitalgeburt geplant haben. Die Resultate haben keine grossen Unterschiede in bezug auf die Kindersterblichkeitsraten zwischen Hausgeburten und Spitalgeburten gefunden. Die Hausgeburtgruppe hatte deutlich weniger Kaiserschnitte, Dammschnitte und Zangengeburten. (Olson O. 1997).

 

 

 

Literatur

  • Ackermann-Liebrich et al. Nationalfondstudie „Hausgeburt versus Spitalgeburt“ BMJ 23 November 1996; 1313-1318

  • Buitendijk SE. How safe are Dutch Home births? In : Abraham-Van der Mark E (ed). Successful home birth and midwifery. Westport, Bergin and Garvey 1993.

  • Department of Health. Changing Childbirth. Part 1 23-24 1993

  • FIGO. Recommendations accepted by the General Assembly at the XIII World Congress of Gynecology and Obstetrics. Int J Gynecol Obstet 1992; 38(suppl): S75-S77

  • Olson O ( Department of Social Medicine, University of Copenhagen, Denmark.) Birth, 24(1): 4-13 1997; March

  • Treffers PE, Laan R. Regional perinatal mortality and regional hospitalisation at delivery in The Netherlands. Br J Obstet Gynaecol 1986; 93 690-693

  • Wiegers et al. An approach to measuring the quality of midw885, World Health Organisation, Betreuung Der Normalen Geburt. WHO 1996